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Völkerschauen: Sri Lankas unerzählte Seite

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Die schockierende Wahrheit hinter Hagenbecks Völkerschauen – Was man Sri Lankas Menschen wirklich antat!

Grausame Geschichte: Der Missbrauch Sri Lankas in Hagenbecks Völkerschauen

Hamburg, Ende des 19. Jahrhunderts.

In einer Zeit des industriellen Aufbruchs und der wachsenden Faszination für das Fremde entstand eine Einrichtung, die zum Symbol für Fortschritt, aber auch für ethische Kontroversen werden sollte: der Tierpark Hagenbeck, gegründet von Carl Hagenbeck. Bekannt für die revolutionäre Präsentation von Tieren in offenen Gehegen, verbirgt sich hinter dieser scheinbaren Fortschrittlichkeit eine dunkle Seite – die Völkerschauen.

In diesen Schauen wurden Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt, darunter auch aus Sri Lanka, in nachgestellten „Dörfern“ zur Schau gestellt. Unter oft entwürdigenden Bedingungen mussten sie ihre Kultur präsentieren, reduziert auf exotische Klischees und stereotype Darstellungen. Diese Praxis, damals in Europa weit verbreitet, prägte nachhaltig die Wahrnehmung „fremder“ Kulturen und hatte tiefgreifende Auswirkungen auf das Bild von Ländern wie Sri Lanka.

In diesem Beitrag möchten wir dich auf eine Reise in die Vergangenheit mitnehmen, um die Geschichte der Menschen aus Sri Lanka in Hagenbecks Völkerschauen zu beleuchten. Wir werden nicht nur die historischen Ereignisse betrachten, sondern auch persönliche Geschichten der Betroffenen erzählen und uns mit der heutigen Aufarbeitung dieser dunklen Kapitel auseinandersetzen.

Im Schatten des Empire: Sri Lankas verborgene Geschichte unter britischer Herrschaft

Das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert war geprägt von imperialer Expansion und kolonialer Dominanz. Sri Lanka, damals als Ceylon bekannt, stand seit 1815 unter britischer Kolonialherrschaft. Die Insel war für ihre reiche Kultur, den Anbau von Tee und Gewürzen sowie ihre strategische Lage im Indischen Ozean bekannt.

Die britische Herrschaft brachte tiefgreifende Veränderungen mit sich: wirtschaftliche Ausbeutung, kulturelle Unterdrückung und soziale Umwälzungen. Trotz dieser Eingriffe bewahrte die Bevölkerung Sri Lankas ihre Traditionen und kulturelle Identität, die von Religionen wie dem Buddhismus und Hinduismus sowie von jahrhundertealten Bräuchen geprägt waren.

In Europa hingegen wuchs das Interesse an den „exotischen“ Kolonien. Die koloniale Mentalität war von einem Gefühl der Überlegenheit geprägt. Nicht-europäische Kulturen wurden oft als primitiv oder rückständig angesehen, was die Rechtfertigung für die koloniale Ausbeutung lieferte. Dieses Denken spiegelte sich in vielen Bereichen wider, einschließlich der populären Unterhaltung wie den Völkerschauen.

Schaustücke des Kolonialismus: Carl Hagenbecks kontroverse Menschenzoos

Carl Hagenbeck (1844–1913), zunächst als Tierhändler und Zirkusunternehmer bekannt, begann in den 1870er Jahren mit der Organisation von Völkerschauen. Zwischen 1884 und 1909 präsentierte er mehrfach Gruppen von Menschen aus Sri Lanka in Deutschland und anderen europäischen Ländern.

Eine der bekanntesten Schauen war die “Singhalesen-Karawane” von 1885. In dieser Ausstellung wurden Männer, Frauen und Kinder aus Sri Lanka in einem nachgebauten Dorf präsentiert. Sie führten traditionelle Tänze auf, spielten Musik und zeigten Handwerkskünste. Doch diese Darbietungen waren oft stark vereinfacht oder verfälscht, um den exotischen Erwartungen des Publikums zu entsprechen.

Die Teilnehmer wurden zur Attraktion degradiert, ihre Individualität und Würde ignoriert. Sie mussten unter Bedingungen leben, die weit von ihrem echten Alltag entfernt waren, und wurden ständig den neugierigen Blicken der Zuschauer ausgesetzt. Die Völkerschauen dienten nicht der Bildung oder dem kulturellen Austausch, sondern der Unterhaltung und der Bestätigung kolonialer Vorurteile.

Stimmen aus Sri Lanka: Zwischen Sehnsucht und Schau – Leben hinter Gittern

Persönliche Berichte der Teilnehmer sind selten, doch einige Geschichten sind überliefert. Prince Anura, ein junger Mann aus Sri Lanka, wurde 1885 Teil der Singhalesen-Schau. In seinen Tagebuchaufzeichnungen beschrieb er die Faszination für das fremde Land und die Herausforderung, in einer unbekannten Umgebung zu leben. Er berichtete von der Neugier der Besucher, aber auch von Momenten des Unverständnisses und der Einsamkeit.

Dona Maria, eine Frau aus Sri Lanka, die ebenfalls an einer Völkerschau teilnahm, erzählte später ihren Enkeln von den gemischten Gefühlen: dem Stolz, die eigene Kultur präsentieren zu können, aber auch der Demütigung, wie ein Objekt behandelt zu werden. Sie vermisste ihre Heimat und fühlte sich oft missverstanden.

Diese persönlichen Geschichten zeigen die menschliche Seite hinter den historischen Fakten. Sie verdeutlichen die inneren Konflikte der Teilnehmer, die zwischen Neugier, wirtschaftlicher Notwendigkeit und kultureller Entwurzelung schwankten.

Das Echo der Völkerschauen: Langzeitfolgen einer umstrittenen Unterhaltung

Die Auswirkungen der Völkerschauen waren nachhaltig. In Europa verstärkten sie rassistische Stereotype und trugen zur Entmenschlichung nicht-europäischer Völker bei. Die Darstellung der Menschen aus Sri Lanka als exotische Kuriositäten festigte ein verzerrtes Bild ihrer Kultur, das bis in die heutige Zeit nachwirkt.

In Sri Lanka selbst hinterließ die Kolonialzeit tiefe Spuren. Die Teilnahme an den Völkerschauen war oft ein Resultat wirtschaftlicher Not und kolonialer Unterdrückung. Familien wurden auseinandergerissen, und die Rückkehr in die Heimat war nicht immer möglich oder einfach.

Die Nachwirkungen sind in beiden Kulturen spürbar. Während in Europa die Aufarbeitung dieser Geschichte erst langsam beginnt, kämpfen viele Menschen in Sri Lanka noch immer mit den Folgen der kolonialen Vergangenheit.

Koloniale Narben im Spiegel der Zeit: Die heutige Aufarbeitung einer problematischen Vergangenheit

Heutzutage findet eine verstärkte Auseinandersetzung mit der Geschichte der Völkerschauen statt. In Deutschland und anderen europäischen Ländern werden die kolonialen Wurzeln dieser Praktiken kritisch hinterfragt.

Das MARKK – Museum am Rothenbaum in Hamburg widmete sich in der Ausstellung “Die Hälfte der Welt zu Gast. 125 Jahre Völkerschauen im Tierpark Hagenbeck” der Aufarbeitung dieser Geschichte. Die Ausstellung beleuchtete die Hintergründe der Völkerschauen und gab den Nachfahren der Teilnehmer eine Stimme.

Auch wissenschaftliche Projekte und Bildungsinitiativen setzen sich mit dem Thema auseinander. Sie fördern den Dialog zwischen den Kulturen und bemühen sich, die Würde und Individualität der Betroffenen anzuerkennen.

In Sri Lanka selbst wächst das Interesse, die eigene Geschichte aus postkolonialer Perspektive zu betrachten. Künstler, Schriftsteller und Historiker arbeiten daran, die Erinnerungen wachzuhalten und die Erfahrungen der Vorfahren zu würdigen.

Von der Schau zur Reflexion: Lehren aus der Vergangenheit für eine bewusste Zukunft

Die Geschichte der Völkerschauen ist eine Mahnung, wie leicht kulturelle Vorurteile und rassistische Strukturen ganze Gesellschaften prägen können. Sie zeigt die Bedeutung eines respektvollen und aufrichtigen Umgangs mit anderen Kulturen.

Es liegt in unserer Verantwortung, aus diesen Fehlern zu lernen. Indem wir uns kritisch mit der Vergangenheit auseinandersetzen und die Geschichten der Betroffenen hören, können wir dazu beitragen, Vorurteile abzubauen und einen echten interkulturellen Dialog zu fördern.

 

Tiefere Einblicke: Empfohlene Lektüre zur Entschlüsselung von Hagenbecks Geheimnissen

Um ein tieferes Verständnis der Thematik zu erlangen, empfehlen wir folgende Quellen und weiterführende Literatur:

  • Eric Ames: “Carl Hagenbeck’s Empire of Entertainments”
    Ein detaillierter Einblick in das Leben und Wirken von Carl Hagenbeck, einschließlich seiner Rolle bei den Völkerschauen.

  • Pascal Blanchard et al. (Hrsg.): “MenschenZoos: Schaufenster der Unmenschlichkeit”
    Ein umfassender Überblick über die Praxis der Völkerschauen im globalen Kontext.

  • Anne Dreesbach: “Die Schau der Anderen: Die afrikanischen Völkerschauen im Deutschen Kaiserreich”
    Eine Analyse der Völkerschauen in Deutschland und ihrer gesellschaftlichen Auswirkungen.

  • Hilke Thode-Arora: “Für fünfzig Pfennig um die Welt: Die Südsee-Expedition des Fürsten zu Wied 1898–1899”
    Ein Blick auf die Darstellung fremder Kulturen und die Auswirkungen auf die Betroffenen.

  • MARKK – Museum am Rothenbaum, Hamburg
    Aktuelle Ausstellungen und Veranstaltungen zum Thema Kolonialismus und Völkerschauen.

  • Dokumentationszentrum Kolonialismus und Widerstand
    Eine Plattform für Informationen und Bildungsangebote zur Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit.

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