Ein wegweisendes Urteil in Colombo: Ein High‑Court‑Senat hat den als „Ali Roshan“ bekannten Tierhalter zu 15 Jahren Haft verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er ein gestohlenes Elefantenkalb hielt und Unterlagen fälschte, um einen legalen Erwerb vorzutäuschen. Zusätzlich verhängte das Gericht eine Geldstrafe von 20,6 Mio. LKR (≈ 58.000 €) und ordnete die Einziehung des Tieres zugunsten des Staates an. Laut Staatsanwaltschaft handelt es sich um den ersten vor Gericht verhandelten Fall von Elefantenhandel in Sri Lanka.
Das Urteil und die Rechtsgrundlagen
Das Permanent High Court Trial‑at‑Bar in Colombo sprach Samarappulige Niraj (Niraaj) Roshan, alias „Ali Roshan“, in zwei Anklagepunkten schuldig: unrechtmäßiger Besitz eines Elefanten ohne gültige Papiere und Fälschung von Registrierunterlagen. Das Strafmaß setzt sich aus der Fauna and Flora Protection Ordinance und dem Public Property Act zusammen; die Strafen laufen konkurrent, maßgeblich sind 15 Jahre. Zugleich wurde die Übertragung des Elefanten an den Staat verfügt.
Die Staatsanwaltschaft argumentierte, der Fall müsse eine abschreckende Wirkung entfalten. Die Entscheidung gilt als Signal, dass Wildtierkriminalität künftig mit deutlichen Freiheits‑ und Vermögensstrafen geahndet wird.
Ermittlungen, Freisprüche und der Markt für Jungtiere
Im Verlauf des Verfahrens wurden weitere Beschuldigte mangels Beweisen freigesprochen. Je nach Berichtszeitpunkt nennen lokale und internationale Medien unterschiedliche Zahlen, was auf verschiedene Verfahrensstände schließen lässt.
Der Fall steht im Kontext eines seit Jahren beklagten illegalen Marktes: Schätzungen zufolge wurden in einem Jahrzehnt rund 40 Elefantenkälber aus der Wildnis entführt und an wohlhabende Käufer veräußert. Die Nachfrage speist sich aus dem Ruf des Elefanten als Statussymbol und aus kulturellen Traditionen, obwohl streng regulierte Registrierung und Herkunftsnachweise vorgeschrieben sind.
Politik, Symbolik und Verantwortung
Während der Amtszeit von Präsident Gotabaya Rajapaksa (2019–2022) wurden mehrere Verfahren wegen Elefantenraubs eingestellt; Berichte belegen zudem, dass Rajapaksa in früheren Regierungsjahren zwei Jungtiere am Amtssitz hielt. Der nun abgeschlossene Prozess gegen „Ali Roshan“ wurde jedoch fortgeführt und mündete in ein ungewöhnlich hartes Urteil.
In Sri Lanka gilt der Elefant als nationales Kulturgut mit herausragender Bedeutung im Buddhismus. Genau diese Symbolkraft hat den illegalen Besitz von Jungtieren zeitweise zum „ultimativen Statussymbol“ gemacht – mit entsprechenden negativen Anreizen für Wilderei und Dokumentenfälschung.
Bestand, Konflikte und internationale Verpflichtungen
Offiziell wird der Wildbestand in Sri Lanka aktuell auf etwa 7.000 Tiere geschätzt; die letzte landesweite Zählung von 2011 ergab 5.879 Tiere. Parallel dazu eskaliert der Mensch‑Elefant‑Konflikt: 2023 starben über 400 Elefanten, und rund 170–180 Menschen kamen ums Leben.
Das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) ist ein weltweiter Vertrag, der den grenzüberschreitenden Handel mit gefährdeten Arten regelt; Anhang I listet akut bedrohte Arten, für die der internationale kommerzielle Handel mit wildgefangenen Exemplaren grundsätzlich verboten ist. Der Asiatische Elefant (Elephas maximus) steht in Anhang I; Sri Lanka ist seit 1979 Vertragsstaat, sodass jeder grenzüberschreitende Transfer strengen Genehmigungen unterliegt, während Besitz und Nutzung im Inland durch nationales Recht geregelt werden. Das Urteil von Colombo operationalisiert diese internationalen Verpflichtungen im nationalen Recht.
Ausblick: Was das Urteil bewirken kann
Das harte Strafmaß sendet ein deutliches Signal an Halter, Mittelsmänner und Fälscher. Entscheidend ist jedoch die konsequente Durchsetzung: lückenlose Registraturen, DNA‑basierte Herkunftsnachweise, wirksame Kontrollen bei Paraden und Tempelfesten sowie spezialisierte Ermittlungs‑ und Anklageeinheiten für Wildlife‑Crime.
Ergänzend braucht es Prävention und Akzeptanz: Schutz und Wiederherstellung von Wanderkorridoren, Frühwarnsysteme für Dörfer, Entschädigungsfonds für Ernteschäden und Aufklärungskampagnen. Frühe Konfliktentschärfung senkt den Anreiz für illegalen Besitz und Handel, weil sie verwaiste Kälber verhindert, die Verfügbarkeit für Händler reduziert und das Entdeckungsrisiko erhöht.